“Vor einiger Zeit ist mal ein Elektromotor ausgefallen. Das System hatte eine Störung, so dass alle vorgelagerten Systeme nicht automatisch abgeschaltet wurden. Das Ende vom Lied war dann, dass uns der ganze Keller vollgelaufen ist, weil die Förderbänder nicht angehalten haben. Das darf natürlich nicht passieren”, sagt Lorenz Neubauer, der Geschäftsführer des Mahlwerks, das seinen Namen trägt. Die Anlage war nicht ausreichend aufeinander abgestimmt und konnte deshalb die Fördertechnik hinter der Störung nicht rechtzeitig stoppen.
Jahrzehntelang war die alte Anlage nicht modernisiert worden. “Es wurde immer nur rumgedoktort und verschlimmbessert”, so fasst Neubauer den Zustand seiner Anlage zusammen. Jetzt braucht das System eine Grunderneuerung.
“Wir haben uns schon länger nach einem Partner umgesehen, der so ein umfangreiches Projekt auch wirklich stemmen kann, haben aber keinen gefunden”, sagt Neubauer.
Dann ist er durch Zufall auf Zillmer Elektrotechnik aufmerksam geworden. Eine befreundete Firma hatte Zillmer empfohlen.
Jetzt waren unsere Techniker und Projektleiter vor Ort, um sich die Gegebenheiten gründlich anzusehen. Die Aufgabe: Ein kompletter Retrofit. Die ganze Mühle soll eine vollständig neue Steuerung bekommen. Auftragsvolumen: Knapp eine halbe Million Euro.
Ein echter Hamburger Traditionsbetrieb
Das Mahlwerk ist ein historischer Betrieb in einem verträumten Ambiente zwischen Billstedt und Mümmelmannsberg am Steinbeker Teich. Seit 1735 gehört die Mühle der Familie Neubauer. Bis zum Zweiten Weltkrieg hat die Firma hier noch Getreide vermahlen.
In den 50er Jahren entdeckte Adolf Neubauer das Geschäftsfeld Glimmer für die Industrie. Seitdem werden hier grob gehauene Minerale zu Glimmer vermahlen, der später für die Herstellung von Lacken und Bremsbelägen verwendet wird. Ein echter Hamburger Traditionsbetrieb also.
Drei neue Schränke für einen neuen Schaltraum
Damit der Glimmer in Zukunft weiterhin sicher und zuverlässig seinen Weg zu seinen Einsatzorten finden kann, werden wir die gesamte veraltete Werkselektrik gegen eine moderne Anlage austauschen. Für die neuen Schaltschränke, in denen die Steuerung zentral zusammenlaufen soll, hat die Firma Hausherr - wie auch Zillmer ebenfalls ein HPM-Betrieb - bereits einen neuen Schaltraum errichtet. Bis jetzt standen die Steuerungen überall in der Werkshalle, jeweils bei den Maschinen, die sie steuerten. Die neue Anlage soll zentralisiert aufgebaut werden.
“Wegen der örtlichen Gegebenheiten mussten wir uns hier etwas ausdenken. Wir können die Kabeltrassen nicht einfach an die hölzerne Gebäudestruktur schrauben, da hätte der Statiker Probleme gemacht”, sagt Oliver Lindtner, Projektleiter.
Weil die Maschinen in dem verwinkelten Altbau an verschiedenen und teilweise schwer zugänglichen Stellen stehen, werden die Mühlen und die Förderanlagen zwar gemeinsam über die Steuerung im neuen Schaltraum gesteuert, die gesamte Peripherie aber läuft für eine zentrale Bedienung in einem eigenen Panel zusammen.
Die neue Steuerung wird über insgesamt vier neue Schaltschränke laufen, darunter eine Niederspannungshauptverteilung, die die 400 V an die weiteren Maschinen verteilt, ein Schrank für die Mess- und Regeltechnik und einer für die Beleuchtung der Halle. Alle vier Schränke planen, konstruieren und bauen die Kollegen selbst. Die gesamte Anlage wird über kurzschlussfeste 240mm²-Leitungen laufen, die eine Gesamtlast von 500 Ampere stemmen werden.
Die Anlage bekommt eine neue speicherprogrammierbare Steuerung
Eine Besonderheit an der Anlage ist die speicherprogrammierbare Steuerung. Damit wird jeder Teil der Anlage mit den anderen Teilen in unterschiedlichen Konfigurationen kommunizieren können. So wird die Anlage in Zukunft auf Knopfdruck verschiedene Rezepturen für verschiedene Anwendungsbereiche oder verschiedene Kunden herstellen können. Bisher muss das manuell gemacht werden.
Das gleiche gilt für die automatisierte Fehlersuche der installierten Analysesoftware. Durch diese Automatisierung wird der Arbeitsablauf deutlich kontrollierter und schneller ablaufen und weniger störungsanfällig sein.
“Wir rechnen mit zwei bis drei Wochen Produktionsunterbrechung für die Installation der neuen Schaltanlage", sagt Neubauer.
Die Arbeiten sollen in der Sommerpause beginnen, wenn viele Mitarbeiter sowieso im Urlaub sind. Bis dahin werden die Techniker von Zillmer Elektrotechnik den Auftrag sorgfältig durchplanen und vorbereiten.