Um halb fünf Uhr morgens, an einem Dienstag im Mai, rangiert der Fahrer sein 20 Meter langes Fahrzeug vorsichtig vor der Logistikhalle des Paketdienstes Hermes in der Billstraße. Der Kran ist für öffentliche Straßen zu groß und zu schwer, so dass er dort nur nachts fahren darf, wenn es kaum Verkehr gibt. Für seine Aufgabe ist er aber hier genau richtig: Er soll einen neuen, 57 Tonnen schweren Trafo in eine knapp fünf Meter breite Lücke zwischen zwei Gebäudeteilen heben, eine brenzlige Sache, die eine Menge Erfahrung erfordert.
Dieser Trafo ist das Herzstück des neuen E-Mobility-Hubs, den Hermes bis zum Weihnachtsgeschäft fertig haben will. Im Projekt „Green Delivery Hamburg“ verfolgt Hermes das Ziel, die Fahrzeugflotte seines größten Auslieferungsstandortes pünktlich zum Fest auf emissionsfreie Elektromobilität umzustellen. Alle Lieferfahrzeuge sollen in Zukunft elektrisch fahren und hier aufladen können. Das ist die Aufgabe, die Ulf Kock und Christian Dickmann von Zillmer Elektrotechnik für Hermes umgesetzt haben.
1348 Ampere an 101 Säulen
An 90 Ladesäulen werden die weißen Transporter mit der markanten blauen Folierung in Zukunft ihre Batterien aufladen. Elf weitere werden im weiteren Verlauf noch dazu kommen. Zwischen dem Standort des neuen 1000 kVA-Trafos und den sieben Umverteilungen, die den Strom an die einzelnen Säulen verteilen, muss der Bodenaufgerissen werden. Über eine Strecke von 200 Metern ziehen die Kollegen unter dem Parkplatz drei Stränge 50 mm²-Kabel entlang.
„Eine Herausforderung war das Lastmanagement pro Strang von 1348 Ampere. Wenn alle 90 Ladesäulen gleichzeitig laden sollen, hängt hier eine Menge Strom dran“, sagt Projektleiter Christian Dickmann.
Während der Kranfahrer in der Zufahrt zum Hub seine Stützplatten verlegt, um den Boden unter dem Gewicht des Trafos nicht zu beschädigen, fährt ein Hermes-Transporter auf den Hof. Für die nächsten paar Stunden ist diese Zufahrt gesperrt. Er muss wieder umdrehen und auf der rückwärtigen Seite des Gebäudes auf das Gelände fahren. Das ist die größte Herausforderung an diesem Auftrag: Den normalen Auslieferungsbetrieb nicht zu beeinträchtigen. Die Lieferfahrer und die gesamte Logistik müssen während der Planungs- und Bauphase komplett ungehindert weiterlaufen können. Mit dem Projektmanagement von Ulf Kock und Christian Dickmann gelingt das.
Für die Planung des Projektes haben sie mit der Firma Izaak Energy zusammengearbeitet. Die Umsetzung haben unsere eigenen Kolleginnen erledigt. Seit Oktober 2023 sind die ersten 90 Ladesäulen nun in Betrieb.
Zillmer leistet Preisverdächtiges
Gegen 11 Uhr am späten Vormittag steht das tonnenschwere Trafohaus zwischen den beiden Gebäuden. Der Kranführer hat Fingerspitzengefühl bewiesen und die Übergabestation sanft und professionell an seinen Platz gesetzt. In den kommenden Tagen werden die Kollegen den Trafo mit den Verteilerstationen auf der einen Seite und dem Stadtnetz auf der anderen Seite verbinden.
Übrigens ist dieses Projekt nicht nur für Zillmer Elektrotechnik ein großer Erfolg. Für „Green Delivery Hamburg“ erntet Hermes den zweiten Platz bei der Verleihung des Deutschen Logistik-Preises. Gern geschehen.